Mittwoch, 16. September 2009

Der Mossad - und kein Ende?

In diesem Beitrag soll auf einige Eigenheiten des israelischen Geheimdienstes "Mossad" hingewiesen werden und es sollen diese erörtert werden.

Wenn man Bücher wie das von George Jonas "Schwarzer September" über den Mossad liest oder auch die Bücher von Victor Ostrovsky (siehe --> Bücher), dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese aus der "Public Relation-Abteilung" des Mossad stammen oder daß die PR-Abteilung dieses "Dienstes" doch sehr wohlgefällig auf diese Bücher schauen wird. Auch wenn sich nach außen hin und offiziell "natürlich" der "Mossad" von dem allem - meinetwegen auch hell empört - distanzieren muß. "Natürlich."

Aber es ist doch ein schon sehr besonderes Bild, das in solchen Büchern, die ja auch die Vorlage für gefeierte Verfilmungen abgeben, und die gewiß auch viel Schmalz und Nebensächliches ("Agenten-Romantik") - neben übelsten Skrupellosigkeiten - enthalten, über den Mossad gezeichnet wird.

"Ehrenvoll" - beim "Mossad" zu arbeiten

Es soll hier insbesondere auf einen Umstand hingewiesen werden: Es wird immer wieder betont, daß es für einen Israeli nichts Ehrenvolleres geben könne und würde - oder von Israelis ganz allgemein angesehen würde -, denn als Mitarbeiter des Mossad rekrutiert zu werden. Quasi "noch ehrenvoller" als nur bei der israelischen Armee Dienst zu tun.

Angesichts dieser Tatsache soll hier nun nur darauf hingewiesen werden, daß eine solche Haltung nicht nur anachronistisch wäre, falls man sie mit den Einstellungen gegenüber Armee und Geheimdiensten in anderen Ländern heute vergleichen würde. Sondern sie ist auch mehr oder weniger "einzigartig":

In welchem Land der Erde wird es eigentlich sonst als "ehrenvoll" angesehen - oder sogar nur PR-mäßig als "ehrenvoll" dargestellt -, wenn jemand bei einem Nachrichtendienst, Geheimdienst, "Verfassungsschutz", "Abschirmdienst" Dienst tut? Und wäre es nicht hochgradig merkwürdig, wenn es anders wäre?

Die PR-Abteilungen der Geheimdienste anderer Ländern würden es wohl noch nicht einmal versuchen, eine Beschäftigung in ihrer Organisation als "ehrenvoll" in der Öffentlichkeit darstellen zu wollen. Sie müssen sich damit begnügen, mit haufenweise "Thrillern", "Agentenromanen" und -verfilmungen die Öffentlichkeit an derartige Dinge zu ... "gewöhnen". Ehrenvoll wird es auch dadurch nicht ...*)

Beim Mossad kommt noch dazu, daß in allen "PR-"Büchern, die es da gibt, natürlich Mordaktivitäten die fast wichtigste Rolle spielen. Daß also vom Mossad bekannt ist, daß ein großer Teil seiner Agenten nicht nur dazu da ist, Informationen zu sammeln, sondern schlicht und einfach auch Leute umzubringen - oder dabei mitzuhelfen.

Und dennoch ein solches Ansehen zumindest in der israelischen Öffentlichkeit?

Nur anachronistisch oder "einzigartig"?

Ist das nicht noch etwas mehr als anachronstisch? Und sollte die israelische und außerisraelische Öffentlichkeit inzwischen nicht allzu viel Anlaß haben, sich mit solch einer anachronistischen Merkwürdigkeit, ja, "Einzigartigkeit" einmal genauer zu befassen? Darüber Entsetzen und Abscheu zu äußern? **)

Auch darüber, daß an den Beginn eines solchen Buches wie dem von George Jonas ein gegenüber nichtjüdischen Völkern außerordentlich grausames Zitat des Alten Testamentes gestellt wird. Werden kann. Soll damit etwa gesagt werden, daß die Tätigkeit des Mossad sich von der Moral des Alten Testamentes leiten läßt?

Vor einigen Jahren hat der in Deutschland lehrende Israeli Michael Wolffsohn die Moral des Alten Testamentes "Auge um Auge, Zahn um Zahn" mit dem Argument verteidigt, es wäre dies das Raisonement von "flexible response". Hallo? Er verteidigte auch Folter - bis er vom Bundesverteidigungsminister in die Schranken gerufen wurde. Werden mußte. Der öffentliche Druck war schließlich zu stark geworden. Allerdings wurde er nicht entlassen. Er unterrichtet noch heute Bundeswehr-Offiziere in München. Trotz weiterer Skandale, Bambule, die er zwischenzeitlich wieder vom Zaun gebrochen hat.

Moral des Alten Testamentes?

Fängt denn eine kritische Öffentlichkeit nicht irgendwann einmal an, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen? Nachdem mit dem Buch von Wolfgang Baentsch über den Todesfall Barschel bekannt ist, daß vieles dafür spricht, daß dies ein Mord des Mossad war - und nichts dagegen? Barschel könnte heute, wenn er nicht ermordet worden wäre, Bundeskanzler sein - anstelle von Angela Merkel. Und vielleicht ein besserer, glaubwürdigerer?

Wer in der westlichen Welt deckt denn eigentlich die Aktivitäten des Mossad? Wer deckt das mangelnde Aufklären von staatlicher Seite? Und mit welchen Argumenten? Nach außen hin wird immer die ganz hervorragende Zusammenarbeit zwischen deutschem BND und Mossad herausgestellt. Hallo?

Ein Buch, das schon im Titel alles zum Ausdruck bringt - von Michael Opperskalski - "Mossad - Israels Auftragskiller und Geheimagenten", von 1998, nur 158 Seiten stark, ist heute vergriffen. Und das soll es dann gewesen sein an fundamentaler Kritik gegenüber einer doch offenbar so ganz und gar demokratiefeindlichen, fortschrittsfeindlichen Erscheinung wie der Abscheu erregenden Tätigkeit des israelischen Geheimdienstes Mossad? - Kein Ende?

______
*) Allerdings, auch kennzeichnend, typisch: Der einzige bekannte Spielfilm über die Stasi - "Das Leben der Anderen" (2006) - handelt auch von einem "ehrenvollen" Stasi-Offizier, einem "symphatischen". ... Wessen PR-Abteilung hier wohl wieder tätig war? ... Die Stasi gibt es doch gar nicht mehr ...?
**) Noch nicht einmal von Müllers Gestapo-Leuten oder Himmlers SS-Aushorchern ist einem bekannt, daß jemals auch nur der Versuch gemacht worden wäre, ihre Tätigkeit in der Öffentlichkeit als "ehrenvoll" hinzustellen - weder vor noch nach 1945.

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