Donnerstag, 1. April 2010

Frauen in vatikanischen Orden

"Unterwerfung tut wohl"

Die Jesuiten stellt man sich gewöhnlich als einen verbiesterten Männerorden vor. Sieht man sich aber die Netz-Präsentationen beispielsweise der heutigen Jesuiten in den USA an, so wird man dort viele Frauen erleben, die begeistert von den Jesuiten und ihrer Arbeit erzählen und von denen sich dieser Männerorden richtiggehend im Internet "repräsentieren" läßt. Also offenbar recht treue "Töchter der katholischen Kirche" und des Jesuitenordens. Eines Ordens im übrigen, dessen Angehörige sich in den USA derzeit vorzugsweise an der Aufführung von "Vagina-Monologen" auf Theaterbühnen erlaben. Und der vielleicht glaubt, sich mit derartigem besonders passend in die Herzen von Frauen einschmeicheln zu können. Nur einmal so als ein möglicher Interpretations-Ansatz in den Raum gestellt.

- Wie geradezu allerliebst, wenn man so schön zölibatär "brüderlich" und "schwesterlich" vereint im Glauben ins Theater gehen kann und dort dann den "Vagina-Monologen" lauscht ... Da zeigt sich doch so recht die ganze Vorurteilslosigkeit moderner Katholiken und insbesondere des rühmlichen Jesuitenordens.

"Damen" leisten in einem vatikanischen "Grabes-Orden" Dienst

Wer der Frage nachgeht, in welcher Weise der Katholizismus im rechtskonservativen Raum tätig ist, stößt irgendwann auch auf das "Studienzentrum Weikersheim". Letzteres ist eine Vereinigung von "Patrioten, Pfaffen und Politikern" wie einer Schrift aus dem Jahr 1995 zu entnehmen ist (1).

In diesem Studienzentrum Weikersheim (SZW) wird laut der genannten Veröffentlichung eine dezidiert "christliche Grundhaltung" gepflegt und man erfährt nicht zuletzt von einem vatikanischen "Grabes-Orden", der in diesem Studienzentrum eine nicht unwesentliche Rolle spielen soll:
Tatsächlich unterscheidet sich das Studienzentrum Weikersheim durch die Betonung seines Christentums von der französischen „Nouvelle Droite“ des Alain Benoist und seinem deutschen Schüler Armin Mohler (...).

Eine wichtige Rolle in der Braunzone der katholischen Kirche spielt auch der weltliche Orden der „Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem“, zu dessen Ordensrittern auch SZW-Persönlichkeiten, allen voran Präsident Hans Filbinger gehören. Der deutsche Ableger dieses Ordens wurde 1933 gegründet, wobei der Vize-Kanzler der Regierung Hitler, Franz von Papen, eine führende Rolle spielte. Das Motto des Ordens „Deus lo vult“ („Gott will es“) war über Jahrhunderte der Schlachtruf mit dem „Ungläubige“ (...) von den Rittern der Christenheit ermordet wurden.

Der Orden, ein offizieller Teil der katholischen Kirche, vereint führende Konservative bis faschistische Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. So sollen 44 der Grabesritter führende Stellungen im Bankgewerbe einnehmen. Auch in den großen deutschen Konzernen wie Daimler-Benz, BASF, Siemens und Thyssen sind 36 der Ordensritter tätig.

Das in Weikersheim gepredigte Christentum ist folgerichtig ein höchst reaktionäres, das sich im alleinigen Besitz der Wahrheit wähnt. So referierte Professor Horst Bürkle bei einem Kongress in Rom 1981 über Strategien, „fremdreligiöser Gegenmission“ entgegenzutreten ...
Gefahr: "Das Göttliche" "denaturiert" zur "Vielgötterei"...

Es soll betont sein, daß hiermit bewußt nicht der Atheismus angesprochen ist, wenn man von "fremdreligiöser Gegenmission" spricht, sondern von konkurrierenden (!) religiösen Anschauungen. Da fragt man sich ein wenig verwundert: Wer "missioniert" denn unter Katholiken? Wer hätte das nötig? Wo doch heute die Kirche geradezu mit Gewalt ihre Schäflein aus ihren Mauern treibt. Aber was hier angesprochen ist, kann man auch dem weiteren Satz entnehmen:
... Bischof Josef Stimpfle beklagte an gleicher Stelle, daß „das Göttliche“ in vielen Kulturen „zur Vielgötterei denaturiert“ sei.
Diesen Begriff "denaturieren" kann man sich auch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Jedenfalls: Man glaubt, die höherwertige oder höchstwertige Religiosität zu besitzen. Weiter:
Die Weikersheimer Verbindung von Konservatismus bzw. Rechtsradikalismus mit dem Christentum stellt in den Augen der SZW-ReferentInnen dagegen keine „politisierende Theologie“ dar. Professor Nikolaus Lobkowicz kam bei dem Kongress in Rom vielmehr im wesentlichen zum Schluß, daß ein Christ verpflichtet sei, konservativ zu sein.
Wenn man also recht versteht, meint man unter Leuten, die dem Studienzentrum Weikersheim nahestehen, daß es richtig wäre, wenn man im rechtskonservativen Raum "fremdreligiöser Gegenmission" entgegentritt - was immer das auch sein möge.

"Patrioten, Pfaffen und Politiker"

Daß man unter rechtskonservativen "Männerorden"-Spezialisten und in rechtskatholischen Studentenverbindungen so seine besonderen Sichtweisen auf katholische Vereinigungen wie die "Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem" hat, kann ohne Zögern vorausgesetzt werden. Der Typus des mittelalterlichen Ordensritters stellt in diesen Kreisen so eine Art Idealtypus dar. Ebenso die Zwing- und Missionsburgen des Deutschen Ritterordens - etwa in West- und Ostpreußen oder im Baltikum.

Nun ist es aber zugleich interessant zu erfahren, daß diese vatikanischen "Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem" - unerwarteterweise - auch eine Abteilung für Frauen bereithalten:
Der Orden wird in drei Klassen verliehen:

* Klasse der Kollar-Ritter und Kollar-Damen
* Klasse der Ritter (Großkreuz-Ritter, Großoffiziere oder Komture mit Stern, Komture, Ritter)
* Klasse der Damen (Großkreuz-Damen, Komtur-Damen mit dem Stern, Komtur-Damen, Damen)
Nur die allerüberzeugtesten, papst-treuesten Katholikinnen werden - davon kann man ausgehen - in die Gemeinschaft solcher, den Jesuiten nahestehenden "Kollar-Damen" oder ähnlicher Vereinigungen aufgenommen. Und deshalb schreiten sie auch mit besonderer Würde einher. Eingedenk Gottes und seines würdevollen Stellvertreters auf Erden.

Abb. 1: 2009 in Fulda (Foto von Dieter Schmitt, Fulda)
Ein Bild kann man sich von ihnen auf dem Wikipedia-Eintrag machen (größer --> hier). Man stelle sich diese Damen mal beim Kaffeekränzchen vor. Wenn man an treu-jesuitische und -vatikanische Bestrebungen im "Missionsgebiet Deutschland" denkt, ist es nicht notwendig - und irreführend -, wenn man dabei nur an Männer denkt.

Warum sollten sich nicht auch eine, mehrere oder viele der auf dem Foto dargestellten Frauen als im stetigen Einsatz "für Gott" befindlich fühlen und ihre Mitschwestern hierzu zu regelmäßigen Kaffeekränzchen bei sich zu Hause versammeln? Nicht zuletzt, um "fremdreligiöser Gegenmission" in "ritterlichem Geiste", wie Erbischof Zollitsch von ihnen letztes Jahr sagte (siehe unten), entgegenzutreten?

All die labilen, heidnischen, ungeschliffenen, ungeschlachten Charaktere, die "querfeldein" gehen

All die labilen, heidnischen oder quasi-heidnischen Charaktere in ihrer persönlichen Umgebung wieder auf den "rechten", "stabilen" Weg des Glaubens an Jesu Christo zu bringen - das wird man sich sicherlich gerne als Aufgabe stellen. Solche Kaffeekränzchen sollte es heute nicht mehr geben? Und Orden, in die die "allerliebsten" Söhne und Ehemänner von solchen "Damen" gesteckt werden, ebensowenig?

Gewiß sind es nur ehrenwerte, streitbare Frauen, die wir auf dem eben erwähnten Foto dargestellt sehen. Und solche Damen werden sich gewiß immer nur das Beste für die armen Heiden im Missionsgebiet Deutschland und weltweit wünschen.

Würdige, fromme, streitbare Töchter der Mutter Kirche

Mag sein, daß man in den Gesichtszügen dieser Damen wirklich manches Kennzeichnende liest. Vielleicht so manche sanftmütige Bigotterie, die gerne unter'm Tisch gegen die Schienenbeine anderer zu treten fähig ist, sollte es das "Ringen um die Seele eines Mitmenschen", eines prospektiven Mitchristen notwendig machen, dessen Seele verloren ist, wenn er nicht der heiligen katholischen Kirche angehört.

Natürlich sind diese Mienen auch mit einer Haltung vereinbar dahingehend, daß man nicht jedem auf die Nase binden muß, wie erz-katholisch, Vatikan- und Priester-freundlich und "ritterlich" eingestellt man zu allen Zeiten ist oder sein möchte, auch wenn man "keine Ordenskleidung" trägt (s.u.). Denn dann kann man ja noch viel besser für die verlorenenen Seelen wirken, "für Gott" und für die "Heiden-Mission" im Missionsgebiet Deutschland.

Vielleicht nimmt man sich dabei auch ein Vorbild an dem gegenwärtig "bedeutendsten" "protestantischen" Theologen in Deutschland, nämlich an Klaus Berger (geb. 1940), einem Katholiken, der im Schafspelz des Protestanten in der FAZ und andernorts für die "Unterwerfung" der Protestanten und aller anderen Menschen unter den Papst Werbung machte nach dem Motto: "Unterwerfung tut wohl". So manche der sogenannten "christlichen Tugenden" scheinen das herzugeben ...

"Diese ritterliche Formung des ganzen Menschen"

Auf jeden Fall lassen sich die Komtur-Damen gerne von den Jesuiten zu Tagungen einladen und dabei von ihrem Erzbischof Zollitsch im Glauben anfeuern: "Alles zur höheren Ehre Gottes." (Ritterorden.de, Okt. 2009) (Bild rechts: Neuaufnahme von "Damen" in den Grabes-Orden im Oktober 2009 in Mannheim). Zollitsch:
...Heute gehe es darum, ritterliche Tugenden wieder zu finden. „Diese besondere Formung, eine ritterliche Bildung des ganzen Menschen, treffe ich bei den Damen und Herren der Ritter vom Heiligen Grab immer wieder an. Es ist gut, wenn man Sie nicht nur am Ordenskleid, sondern mehr noch an Ihrer ritterlichen Haltung erkennt.
Auch die Jesuiten sind ja bekannt dafür, daß sie keine Ordenskleidung tragen müssen. Würdevolle Worte für würdevolle Damen. "Unterwerfung tut wohl" ... Den Christen und den Nichtchristen:
"Alles zur höheren Ehre Gottes."
______________________
  1. Antifa A Quadrat (offenbar anonyme Autorengemeinschaft): Patrioten, Pfaffen und Politiker. Das Studienzentrum Weikersheim zwischen Neokonservatismus und Faschismus. Juni 1995. Im Netz auf Nadir.org seit 4.1.2001.

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