Samstag, 19. November 2016

"Sie haben Dich Jahre lang wie den letzten Dreck behandelt"

Die Piraten-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses in ihrem Verhalten gegenüber Gerwald Claus-Brunner

Abb. 1: Gerwald Claus-Brunner 2011 (Wiki)
Am 15. September 2016 ist der vormalige Mitarbeiter des Abgeordnetenbüros von Gerwald Claus-Brunner, Jan Mirko L., durch brutale Gewalt ums Leben gekommen. Vier Tage später, am 19. September, auch Gerwald Claus-Brunner selbst. Die Polizei behauptet, Gerwald Claus-Brunner habe sich in einem Abschiedsbrief zu Mord und Selbstmord bekannt. Der Wortlaut dieses Abschiedsbriefes scheint nicht bekannt zu sein. Und wie umfangreich die Echtheitsprüfungen dieses Abschiedsbriefes waren, ist wohl auch nicht bekannt. Die Polizei hat schon nach 48 Stunden alle Ermittlungen zu den beiden Todesfällen eingestellt. Im folgenden Beitrag sollen - ergänzend zum letzten Blogbeitrag - noch allerhand weitere recherchierbare Auskünfte über Gerwald Claus-Brunner zusammengestellt werden. Im "Focus" wurde berichtet (1):
Auf dem Aufstellungsparteitag für die Berliner Abgeordnetenhauswahl im Januar (2016) wurde Claus-Brunner schließlich abgestraft. Einen Platz zwischen 1 und 7 auf der Landesliste hatte er sich gewünscht. Er landete auf Listenplatz 26 von 29. „Damit hatte er nicht gerechnet. Die Partei hat einen großen Teil seines Lebens ausgemacht“, sagt ein Vertrauter. Die positive Bestätigung, die seine Partei dem 44-jährigen immer gegeben hatte, war weg. Dass er durch den tiefen Fall der Piratenpartei zudem sein Mandat und somit seine Einnahmequelle im September verlieren würde, war schon länger klar.
Im "Stern" wurde über seinen vormaligen Mitarbeiter und seine "große Liebe" berichtet (2):
... Jan Mirko L. lebte fortan von Hartz IV. Er pflegte seine über 90 Jahre alte Großmutter. Ab und an fuhr er in ein Meditationszentrum der Anhänger von Mata Amritanandamayi, einer Inderin, die Weltfrieden und Nächstenliebe predigt. Über das Zentrum hatte er eine afghanische Flüchtlingsfamilie kennengelernt. Er passte auf die Kinder auf, wenn die Mutter zum Sprachkurs musste. Ging mit dem Vater einkaufen.
Mata Amritanandamayi (geb. 1953) ist eine Näherin aus Indien, die seit ihrem 22. Lebensjahr "Visionen" hat, von Gott "erleuchtet" ist und spirituelle Lehren gibt. Letztes Jahr hat sie auch den Papst besucht. Sie "verschenkt" "Umarmungen" in Massenveranstaltungen in vielen Städten Deutschlands und weltweit. Und sie unterstützt obdachlose Familien (Wiki):
Die Anhänger Ammas sind in lokalen Satsang-Gruppen organisiert, die sich meist zwischen einmal pro Monat bis einmal pro Woche treffen. Daneben gibt es einige Dutzend Brahmacharis und Sannyasis, die in von Amma organisierten Gemeinschaften leben und sowohl Männer als Frauen umfassen. Die Ordensregel wurde von den Ramakrishna-Mönchen übernommen, die auch die erste Mönchsweihe übernahmen.
Der "Amma-Treff Berlin" befindet sich in Wundtstr. 13 in Berlin-Charlottenburg und schreibt über sich:
Das Amma-Treff Berlin ist ein Ort der Begegnung für Menschen, die auch nach Ammas Veranstaltungen in Kontakt bleiben und regelmäßig spirituelle Praxis ausüben oder sich ehrenamtlich engagieren möchten (...). An mehreren Tagen der Woche finden Treffen zum gemeinsamen Singen spiritueller Lieder (Bhajans) und zum Meditieren statt.
Dienstags und Donnerstags jeweils um 17.30 Uhr:
Die Berliner Amma-Gruppe ist in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich aktiv: Unterstützung von aus Krisengebieten nach Berlin geflüchteten Menschen 
und anderes. Es werden auch Kurse zum Erlernen einer speziellen Meditationspraxis angeboten. 2013 veröffentlichte die früheste Anhängerin der "spirituellen Lehrerin", genannt "Amma", eine Australierin, ihr Buch "Heilige Hölle", in der sie von Gewalt und sexueller Gewalt in nächster Umgebung ihrer "spirituellen Lehrerin" berichtet, ebenso von Mißbrauch von Spendengeldern in Millionenhöhe (9, 10). Die Beschuldigte wies alle Behauptungen zurück. Aus dieser Sekte jedenfalls wollte Gerwald Claus-Brunner Mirko L. "befreien", der allerdings seinerseits zur Polizei ging, weil er sich von ihm verfolgt und belästigt fühlte (Stalking). Einerseits also war Gerwald Claus-Brunner privat mit dieser Thematik befasst, während er sich politisch noch ganz anderen Auseinandersetzungen stellen musste.

"Sie mobbten dich täglich"


Bei weitergehender Recherche erfährt man, dass der vormalige Piraten-Abgeordnete Christopher Lauer schon ab einem sehr frühen Zeitpunkt nicht zu den Freunden von Gerwald Claus-Brunner gehörte (4):
Der Möchtegern-Politiker Christopher Lauer, der von Axel Springer für irgendwas Geld bekam und plötzlich das Leistungsschutzrecht töfte fand, hat offenbar auch Spaß am Medienrecht. Neulich erinnerte ein Berliner Pirat ungebeten an Lauers schäbiges Verhalten von 2010 gegenüber einem Pirat (...): Gerwald Claus-Brunner. Der wollte damals für die Piratenpartei einen Wagen beim Berliner CSD anmelden, was an der vom Veranstalter geforderten Kaution von 1.000,- € zu scheitern drohte. Nachdem die Berliner Piraten nicht in die Gänge kamen, wandten sich Claus-Brunner und andere an den Bundesvorstand und boten persönliche Bürgschaften für den Fall an, dass nicht genug Spenden zusammenkämen. Der Bundesvorstand beschloss daraufhin ad hoc die Teilnahme mit dem Truck. Als dies Lauer zu Ohren kam, fühlte sich die Diva übergangen. Daher bewegte der Intrigant den Bundesvorstand zur Rücknahme der Beauftragung, indem er die Einbringlichkeit der Bürgschaften in Zweifel zog.
Die damaligen Äußerungen sind noch Jahre später Anlass für juristische Auseinandersetzungen wie man an dieser Stelle erfährt. Es wird aber noch konkreter. Ein Freund von Gerwald Claus-Brunner - auf dessen Nachruf im eben gebrachten Zitat Bezug genommen war - berichtet in diesem (5):
Ich weiß von all den hinterfotzigen Aktionen, die bereits 2010 gegen Dich liefen, als Christopher Lauer Dich erst im Landesverband Berlin verleumdete und diese Verleumdung dann auch in den Bundesvorstand von Bingen 2010 weiter trug. (...)

Niemand hielt es damals für nötig, Dir mitzuteilen, warum Dein Antrag für die Teilnahme am Christopher Street Day in Berlin abgelehnt wurde, weder im Landesvorstand oder im Bundesvorstand. Christopher Lauer machte es sich damals zur persönlichen Aufgabe, gegen Dich zu hetzen, hinten rum, so wie er es halt gerne hat. (...) Du gingst zur nächsten Landesvorstandssitzung der Berliner Piraten, knalltest 1000 Euro in Bar mitten auf den Tisch und fragtest nur trocken aber für Dich typisch laut "Fragen!?" Der CSD Antrag wurde dann doch positiv beschlossen. (...) Tja und als Du dann 2011 mit 14 weiteren Parteikollegen in das Berliner Abgeordnetenhaus einzogst, war es eben jener Christopher Lauer wieder, der Dich von Anfang an auf dem Kieker hatte. (...)

Als Du jetzt von uns gingst, meinten die @15Piraten sich als besonders harmonisch, gar sozial darstellen zu müssen und heuchelten etwas von Anteilnahme an Deinem Tod. Ich (...) will mich beherrschen, aber es fällt mir unheimlich schwer, diese unfassbare Heuchelei unkommentiert stehen zu lassen. (...)

Dein Steckenpferd war von Anfang an die Arbeit in den Ausschüssen. Du warst immer ein Arbeitstier und Du arbeitetest Dich in viele komplexe Themenfelder erfolgreich ein und vertratest stets eine sehr piratige Sichtweise auf vorhandene Probleme. Leider warst Du aber bestimmten Kollegen mit sehr egomanen Partikular-Interesen ein Dorn im Auge und so dauert es nicht lange, dass Deine werten Kollegen in der Fraktion Dich beinahe täglich mobbten! Sie machten sich über Deine Art und Weise, wie Du sprichst lustig, Deine bisweilen steife Körperhaltung, Deinen leichten Autismus, über die Jahre ekelten sie Dich nach und nach aus allen Ausschüssen heraus und es ging bis hin zu haltlosen Ordnungsmassnahmen und einem versuchten Fraktionsausschluss! Stets waren die Hauptakteure hinter all diesen menschenverachtenden Vorgängen die Herren Delius, Herberg und Lauer. Und weil Du praktisch alleine in der Fraktion Dich wehren musstest, weil die übrigen Kollegen meist wegschauten und den Mund hielten, batest Du oft auch bei mir um Hilfe bei der Recherche in den sozialen Medien. (...) Und wir erinnern uns noch gut wie der aktuelle Landesvorstand in Berlin bei den einzelnen Fraktionsmitgliedern Druck machen musste, damit man Dich nicht rauswirft.

Und nach all den Jahren, nach 5 Jahren beständigen Hasses gegen Dich, Mobbing gegen Dich und all dies durch die 15 Piraten bzw. insbesondere Delius, Herberg und Lauer. Ausgerechnet DIE wagen es nun, Anteilnahme zu heucheln? Sicher, es gibt wenige Ausnahmen bei den 15 Piraten. Menschen wie Graf, glaube ich die ehrliche Anteilnahme, aber die prominenten Akteure der 15 Piraten haben Dich immer wie den letzten Dreck behandelt und ich könnte Stahlkotzen, wenn ich deren Tweets zu Deinem Tod lese. Ihr Verhalten gegen Dich, das ständige Mobbing hat Deiner Krankheit und Deinem Lebensmut sicherlich auch nicht gerade gut getan.
Nichts, gar nichts von all dem liest man in den "Qualitätsmedien", auch nicht, was hervorgehoben sei: in der TAZ. Also auch nicht in jener Zeitung, die ihm in den Anfangsjahren noch manche verständnisvollere Aufmerksamkeit zugewandt hatte. Zeitungen, die aber alle um so lieber angebliche "Gruselvideos" des "Killerpiraten" Gerwald Claus-Brunner genüßlich zelebrieren, während in der Öffentlichkeit scheinbar niemand nachprüfen kann - und womöglich noch nicht einmal die Polizei gründlich nachgeprüft hat - ob der Brief, in dem sich Gerwald Claus-Brunner angeblich zu den angeblichen letzten Taten seines Lebens "bekannt" hat, wirklich von ihm selbst geschrieben worden ist und was darin genau geschrieben steht. Spätestens seit dem angeblichen Selbstmord der Kirsten Heisig (1961-2010) muss man in Berlin nicht mehr alles glauben, was Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden so alles ermitteln, bzw. nicht ermitteln.

Ausschnitte aus den politischen Aktivitäten von Gerwald Claus-Brunner (2012/13)


Im Mai 2012 hieß es noch (TAZ 5/2012):
Die Piraten scheinen die politische Konkurrenz nervös zu machen. Aber je mehr sie von den Gegnern zu Außenseitern gemacht werden, desto höher könnten ihre Werte in den Umfragen steigen. Das Bedürfnis nach irgendeiner Art von Anti-Establishment-Partei scheint riesig.  In Berlin muss Gerwald Claus-Brunner unterdessen lernen, wie man als Oppositionspolitiker Politik macht. "Parteien sind letztlich auch nur Teil des Systems, das man eigentlich ändern will", knurrt er jetzt manchmal. "Mir ist das alles viel zu angepasst."
Schon im Mai 2012 also. Zur gleichen Zeit, am 17. Mai 2012, schrieb ein Christoph Müller-Holtz an Gerwald Claus-Brunner über Abgeordnetenwatch die folgenden bemerkenswerten Dinge (6):
Ich möchte Sie dafür loben, Anliegen aller Art von Verbänden aller Art nur über Fachausschüsse anhören zu wollen. Es bliebe zu wünschen, würde diese für einen Volksvertreter eigentlich selbstverständliche Haltung Schule machen. Und erst recht bliebe zu wünschen, dass Abgeordnete nicht als gleichzeitige Verbandsvertreter ihr Brot von beiden Seiten geschmiert bekommen. Frage: Gedenken Sie, über Ihr persönliches Beispiel hinaus im Abgeordnetenhaus diese beklagte Einheit von Mandat und Partikularinteresse zum Thema zu machen? Wenn Ja: Was gedenken Sie, konkret zu unternehmen?
Gerwald Claus-Brunner antwortete am 19. Mai 2012:
Dazu müsste ich zuerst einmal die genaue Rechtslage erforschen lassen, was ich in naher Zukunft auch machen werde, ich vermute aber mal, dass das freie Mandat eines Abgeordneten in diesem Bereich greift und somit dann auch eine Verfassungs/gesetzesänderung nötig wäre, zudem die jeweiligen Mehrheiten definitiv nicht gegeben sind. Somit bleibt nur mein persönliches Handeln und eigenes Vorbild.
Ich denke, hier hat ein Politiker einmal begriffen, worauf es ankommt in der Politik, wenn er sagt: "Somit bleibt nur mein persönliches Handeln und eigenes Vorbild." Man hört schon hier heraus, dass er mit dieser Haltung schon im Frühjahr 2012 sehr isoliert in seiner Fraktion gestanden zu haben schein. Dass es selbst zu dieser Frage keinen Konsens gab in der Piraten-Fraktion. - Wirklich nicht? Ebenfalls im Mai 2012 wurde darüber berichtet, dass Gerwald Claus-Brunner darauf verzichtete, eine Einladung des illustren "Völklinger Kreises" anzunehmen. Von diesem eingeladen zu sein, rechneten sich im Herbst 2016 viele Berliner AfD-Kommunalpolitiker als Ehre an und als Zeichen, dass sie allmählich im Establishment, sozusagen, ankommen. Gerwald Claus-Brunner scheint da schon vier Jahre zuvor viel weiter gewesen zu sein. Schon im Mai 2012 schlug ihm deshalb Kritik entgegen, beispielsweise von einem Herrn R. Schwertfeger, der dazu neben vielem anderem schrieb (6):
Sie werden im Tagesspiegel mit der Auffassung zitiert, der Völklinger Kreis repräsentiere "Bessergestellte". Woran machen Sie das fest?
Gerwald Claus-Brunner antwortete darauf im September 2012 insgesamt sehr eingängig, unter anderem schrieb er (6):
Der Völklinger Kreis ist ein Zusammenschluß von Führungskräften, somit keinesfalls repräsentativ für die gesamte Bevölkerung und stellt für mich auch keinen Ansprechpartner dar, dazu gibt es in unserer Demokratie andere Parteien, die auf die Zielgruppe, die der Völklinger Kreis darstellt (repräsentiert), besser zugeschnitten sind. Führungskräfte sind im Arbeitsleben bessergestellt als der normale Mitarbeiter, somit also einfache Tatsache, wenn ich von einem Kreis der Bessergestellten rede. Insgesamt hat mir das Geschrei und die tatsachenverdrehende Berichtserstattung die vom VK initiert wurde, mich darin bestätigt, dass ich erstens richtig gehandelt habe und zweitens erst recht nicht mehr mit dieser Organisation ein Wort wechseln werde.
Gibt in meiner Fraktion aber genug Strömungsgünstige, die da eher zugänglich sind, wenden Sie sich in Zukunft an diese.
Wow. Was für Sätze. So wünscht man sich Politiker. Klare Kante. Wow. Ich kenne keinen weiteren Politiker, der zu so etwas fähig war und ist. Oder sie sind schon lange nicht mehr in der Politik tätig. Vielleicht in den Anfangsjahren der "Grünen". Vielleicht Petra Kelly und Gert Bastian ... Um so mehr man sich mit diesem Gerwald Claus-Brunner beschäftigt, um so begeisterter ist man von ihm. Und um so mehr lernt man - insbesondere - über die TAZ, wenn sie diesem Politiker - ausgerechnet nach dem Artikel vom 5. Mai 2012 (?!!!) (TAZ, 5.5.2012) - nicht mehr so zugewandte Aufmerksamkeit gewidmet hat wie bis dahin.

Das "Handelsblatt" bestätigt den oben zitierten Bericht des Freundes, wenn es schrieb (7):
Bereits nach der ersten Zeit im Abgeordnetenhaus - und nach einigen internen Querelen bei den Piraten - hatte Claus-Brunner geklagt, er sei moralisch und seelisch am Ende. Später sagte er: „Ich halte durch, weil ich sicher bin, dass ein großer Teil der Basis hinter mir steht.“
Ein Jahr später, im Mai 2013, tickte Christopher Lauer gegenüber Gerwald Claus-Brunner aus und die TAZ berichtete damals noch, dass im regulär angefertigten Videomitschnitt dazu fehlt ganz "zuuuufälligerweise" der Ton fehlte (TAZ 5/2013): 
Fraktionschef Christopher Lauer und Gerwald Claus-Brunner (Markenzeichen Latzhose und Palästinenser-Kopftuch) gerieten derart aneinander, dass die wöchentliche Sitzung unterbrochen wurde. (...) Im Netz findet sich zwar ein Videomitschnitt der Sitzung, doch der Ton bricht plötzlich ab, als sich Fraktionschef Christopher Lauer wegen eines Antrags des Kollegen Claus-Brunner in Rage redet. Im Chat zur Sitzung fragt jemand: „Was ist das? Ich kann es echt nicht fassen, dass die so ausgetickt sind.“ (...) Sollte hier ein Eklat nachträglich „unter den Tisch gekehrt werden“, wie im Blog Popcornpiraten gemutmaßt wird? Christopher Lauer bestreitet das. ...
Soweit übersehbar, wurde danach von den innerparteilichen, bzw. -fraktionellen Angriffen, von Mobbing und Ausgrenzung gegenüber Claus-Brunner in den Zeitungen - und auch nicht in der TAZ - nicht mehr berichtet: Wer steckt da mit wem unter einer Decke?

"Erich-Honecker-Gedenkplanetarium" in Berlin? (September 2016)


Vorläufig abschließend noch ein paar weniger wichtige Dinge. Aber als kritischer Bürger - der in vielen Fällen die Arbeit der Kriminalpolizei übernehmen muss in heutiger Zeit, muss man ja nach vielen Richtungen hin ermitteln. Und deshalb sei im folgenden auch noch dem Umstand nachgegangen, dass Gerwald Claus-Brunner noch eine Woche vor den Geschehnissen rund um sein Lebensende, nämlich unter dem Datum des 6. September 2016, drei schriftliche "Kleine Anfragen" an das Berliner Abgeordnetenhaus verfasst hat, die am 9. September 2016 dort eingegangen sind, und deren Beantwortung just an jenem 15. September 2016 veröffentlicht worden sind, an dem die letzten Tage seines Piraten-Freundes und seiner selbst anbrachen (8).

Im Vorbeigehen müssen wir an dieser Stelle sogar den "Qualitätsjournalismus" der Bild-Zeitung korrigieren, die am 22. September 2016 (Bild, 22.9.2016) großspurig davon berichtete, dass Gerwald Claus-Brunner unter dem Datum des 14. Juli 2016 seine letzte "Kleine Anfrage" an das Berliner Abgeordnetenhaus gerichtet hatte als angeblich "letzte Amtshandlung". Falsch, liebe Bild-Zeitung, die letzten drei uns bis jetzt bekannt gewordenen "Kleinen Anfragen" stellte Claus-Brunner wie gesagt unter dem Datum des 6. September 2016, also knapp acht Wochen später. Wäre das nicht eine neue Schlagzeile wert, liebe "Bild-Zeitung"? Immerhin, in der letzten Zeile des genannten Artikels spricht die Bild-Zeitung von der Möglichkeit späterer Anfragen auch noch. - - -  

Gerwald Claus-Brunner war schon in mehreren Jahren zuvor in vielen seiner Anfragen mit dem Geschehen und den Personalien rund um die Berliner Planetarien beschäftigt. Warum er sich auf dieses Thema so eingeschossen hat und unter anderem auch so kritisch auf den Leiter des Zeiss-Großplanetariums Tim Florian Horn, wäre interessant zu erfahren. Jedenfalls gab er der ersten seiner drei letzten Anfragen zu der von Tim Florian Horn organisierten Wiedereröffnung des Zeiss-Großplanetariums am Prenzlauer Berg am 25. August 2016 den Titel "Ein Erich-Honecker-Gedenk-Planetarium für 13 Millionen € - Geschichtsvergessenheit beim Senat?". Und er stellte folgende Fragen (8):
Ist dem Senat bewusst, dass der 25. August der Geburtstag Erich Honeckers ist? Wer hat den Eröffnungstermin festgelegt? Aus welchem Grunde wurde das Zeiss-Großplanetarium ausgerechnet am Geburtstag Honeckers wiedereröffnet? Ist dem Senat bekannt, dass der Bau und der Betrieb des Zeiss-Großplanetariums ein Lieblingsprojekt Honeckers war? Ist dem Senat weiterhin bewusst, dass das Planetarium nach dessen Errichtung am 9. Oktober 1987 - dem Jahr der 750 Jahrfeier Berlins - von Erich Honecker persönlich eröffnet wurde? (...) Planen der Senat und/oder der derzeitige Leiter des ZGP weitere unbedachte Aktionen dieser Art?
(Dem Autor des vorliegenden Blogartikels fiel diese Thematik ins Auge, weil er selbst schon über die großen Interessen Hitlers und Mussolinis für Großplanetarien recherchiert hat. Unter anderem, weil anhand dieser Interessen inzwischen von der Wissenschaft klar und deutlich herausgearbeitet worden ist, dass Hitler ein Anhänger der okkulten Welteislehre von Hörbiger gewesen ist. Und wer fähig ist, an diese zu glauben, war - wie viele Zeitgenossen Hitlers - auch fähig, an Astrologie zu glauben.) In der Antwort jedenfalls, die unter dem Datum des 15. September 2016 verfasst und veröffentlicht wurde (Eingang im Abgeordnetenhaus am 21. September) wird nur ganz oberflächlich und wegwerfend auf diese sehr konkreten Fragen eingegangen. Die zweite Kleine Anfrage betitelte Gerwald Claus-Brunner "Wissenschaftstheater für die breite Öffentlichkeit sieht anders aus! Ausgrenzung durch zu hohe Preise am neuen Zeiss-Großplanetarium". In dieser Anfrage kritisierte er die festgelegten Eintrittspreise von 8 Euro, ermäßigt 6 Euro:
Wurden die Preise gezielt so hoch angesetzt, um die soziale Teilhabe und Bildungsmöglichkeit  aller Berlinerinnen und Berliner zu verhindern? Wenn ja, warum? Ist der Senat der Ansicht, dass vor allem einkommensschwache Familien durch die hohen Preise ausgegrenzt werden und so deren Kinder das einmalige Erlebnis Wissenschaftstheater, welches der derzeitige Leiter des ZGP in aufreibender Kleinarbeit errichtet hat, verwehrt bleiben wird? Wenn ja, was wird der Senat gegen diesen Missstand unternehmen? Wenn nein,warum nicht? Nimm der Senat es in Kauf, dass Kinder aus einkom- mensschwachen Familien bei ZGP-Besuchen durch ihre Klasse oder Kita-Gruppe durch die Nicht- Teilnahme  aufgrund des hohen Preises von 4 €/Kind innerhalb der sozialen Gruppe ausgegrenzt und diskriminiert werden?
Die dritte Anfrage "Ein rauschendes (doppelt durchgeführtes) Eröffnungsfest zur Wiedereröffnung des ZGP?" zielte auf die Kosten der Eröffnungsfeier und die Teilnehmer derselben. Sie wurde dahingehend beantwortet, dass 338 geladene Gäste daran teilnahmen und dass sich die Kosten der Feier auf 32.324 Euro beliefen.

Insgesamt hat Gerwald Claus-Brunner zwischen 2011 und 2016 ungefähr 276 Kleine Anfragen gestellt, das sind pro Woche grob eine. Er war mit den unterschiedlichsten Themen befasst (etwa auch mit dem Verlust des Oberdecks der Wannsee-Fähre), immer wieder aber auch mit Anfragen zu den Berliner Planetarien. Eine Anfrage vom 15. April 2015 erbrachte als Antwort (KlAnfr), dass der Leiter des Zeiss-Großplanetariums Tim Florian Horn, weder einen naturwissenschaftlichen, noch einen pädgagoischen Studienabschluss besitzt, und dass sich unter den 13 Bewerbern für die Leitung desselben überhaupt nur vier Personen mit einem naturwissenschaftlichen Studienabschluss befanden. Claus-Brunner bohrte in dieser Sache noch in mehreren Folge-Anfragen weiter nach, erhielt aber nie eine Auskunft darüber, welche wissenschaftlichen Qualifikationen Tim Florian Horn nun wirklich aufzuweisen hat, außer dass er praktische Erfahrungen in Video-Projektionen gesammelt hat.

2014 stellte Gerwald Claus-Brunner auch eine Anfrage zur Verlängerung der Studienzeit durch die Einführung der Bachelor/Master-Studiengänge im Bereich Maschinenbau (KlAnfr). Eine Durchsicht seiner Kleinen Anfragen erbringt aber wohl noch keinen guten Überblick über seine tatsächliche fünfjährige politische Arbeit im Abgeordnetenhaus. Es wäre gut, wenn man darüber noch einmal einen umfassenderen Überblick irgendwo finden könnte.
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  1. Joseph Hausner: Gerwald Claus-Brunner - Die dunklen Abgründe im Leben des Piraten-Politikers. In: Focus, 21.09.2016, http://www.focus.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-die-dunklen-abgruende-im-leben-des-piraten-politikers_id_5969822.html 
  2. Herrnkind, Kerstin: Gerwald Claus-Brunner - Terror bis in den Tod. In: Stern, 30.10.2016, http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/gerwald-claus-brunner--terror-bis-in-den-tod-7121912.html
  3. Jan Herrmann,Tasja Klusmeyer: Piraten-Politiker besuchte die CJD-Realschule - Gerwald Claus-Brunner tötete einen Mann und sich selbst. In: Haller Kreisblatt, 06.10.2016, http://www.haller-kreisblatt.de/lokal/versmold/20939275_Piraten-Politiker-besuchte-die-CJD-Realschule.html
  4. Kompa, Markus: Halloween: Politgruselclown vs. Killerpirat. 31.10.2016, http://www.kanzleikompa.de/2016/10/31/halloween-politgruselclown-vs-killerpirat/
  5. Lange, Simon: Ciao Faxe! Auf: Simons Blog, 19. September 2016, http://simonlange.eu/2016/09/19/ciao-faxe/, http://simonlange.eu/2016/10/23/bribbelbrabbel/
  6. Claus-Brunner, Gerwald: Antworf auf eine Frage zum Thema Demokratie und Bürgerrechte. Abgeordnetenwatch, 2.9.2012, http://www.abgeordnetenwatch.de/gerwald_claus_brunner-652-47021.html#questions
  7. Gerwald Claus-Brunner - Piraten-Politiker tot aufgefunden. In: Handelsblatt, 19. September 2016, http://www.wiwo.de/politik/deutschland/gerwald-claus-brunner-piraten-politiker-tot-aufgefunden/14570578.html 
  8. Claus-Brunner, Gerwald: Kleine Anfragen an das Abgeordnetenhaus. https://kleineanfragen.de/berlin/17/19067, https://kleineanfragen.de/berlin/17/19068, https://kleineanfragen.de/berlin/17/19069
  9. Schwere Vorwürfe gegen Umarmerin Amma - Die indische Guru-Frau, die regelmässig in Winterthur auftritt, soll Mitarbeiter schlagen und ein Vermögen horten. Das Buch einer Ex-Mitarbeiterin hat es in sich. Tagesanzeiger, 03.02.2014, http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Umarmerin-Amma/story/27141074
  10. Gail Tredwell: Holy Hell - A Memoir of Faith, Devotion, and Pure Madness. Wattle Tree Press 2013

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